Bad Reiboldsgrün


 

Nach Akten des Amtsgerichtes Auerbach aus dem Jahre 1705 erwarb der Oberforstmeister Hans von Reibold ein unbebautes Waldlehen bei Heideschachen von Steuerrat Grohligen, um darauf ein Forsthaus zu errichten. Die erforderliche Zustimmung des Kurfürsten konnte er durch dessen Abwesenheit wegen Krieg und Regierungsgeschäften in Polen erst im Jahre 1710 erhalten. Auch eine Eingabe der Edlen von der Planitz, die die Viehtrift der umliegenden Dörfer eingeschränkt sahen, verzögerte das Vorhaben des Hans von Reibold.

Zwei weitere Waldlehen erhielt er zur Gewinnung und Lagerung von Heu für seine Pferde. Im gleichen Jahr erbaute er sein Forsthaus, obwohl die gesamte Belehnung erst im Mai  1711 rechtswirksam wurde.
Im Jahre 1725 besitzt dieses Forsthaus der Forstschreiber von Reiboldts, Jeremias Schulze.
Er versuchte, den sein Haus umgebenden Sumpf  zu entwässern und für die Grasweide nutzbar zu machen. Dabei entdeckte er Quellwasser mit gelbem Sinter und besonderem Geschmack. Schulze, der sich auch umfangreiche Kenntnisse im Bergbau angeeignet hatte, erkannte das Besondere der Quelle und schickte eine Probe davon an den Leibarzt der Kurfürstin, Dr. Lehmann.
Er erkannte ihre gesundheitsfördernde Wirkung und gab der neu entdeckten Quelle den Namen nach der Kurfürstin- „Christianen-Eberhardinen-Brunnen“.

Einige Jahrzehnte nutzte man den Brunnen zum Baden und Trinken, dann ließen die Erben des Forstschreibers Schulze das Bad verkommen. „Das alte Badehaus wurde 1912 durch einen Fachwerkbau, der über dem Quell errichtet ist, mit daran stoßender Wandel- und Sitzhalle ersetzt“(zitiert nach: “Das Ostvogtland. Heimat- und Wanderbuch für den Bezirk Auerbach Vogtland“, 1920). Das jetzige Quellhaus wurde 1929/30 errichtet.
Das „Waldgut Reiboldsgrün“ wurde nach 1814 mit dem „Christianen-Eberhardinen-Gesundbrunnen“ und allen  Anlagen zum Verkauf aus- geschrieben. Einer der nun folgenden Besitzer, Gottlob Schädlich, bemühte sich 1840 wieder um den Badebetrieb. Jedoch wurden nur die Mineral- und Moorbäder vom Bademeister verabreicht, alles andere musste der Kurgast selbst aufbringen.
Das änderte sich schlagartig, als der Augenarzt Dr. Driver aus Chemnitz 1873 das Bad kaufte. In einer „kurzen Beschreibung“ von „Bad Reiboldsgrün bei Auerbach im Sächsischen Voigtlande“ 1874 in Kommission bei Gustav Ernesti, Chemnitz, erschienen, schrieb Dr. Driver, dass er sich „durch wiederholten längeren Aufenthalt überzeugt hatte, dass Reiboldsgrün teils vermöge seiner mineralischen Heilpotenzen, teils durch die hohe und überaus romantische und gesunde Lage sowie seine klimatischen Verhältnisse berufen ist, auch aus weiteren Kreisen Kranken aller Art zu wohltätigem Aufenthalt zu dienen….“.



Kurhaus Bad Reiboldsgrün


1888 wurde die „Villa Winterheim“, das spätere „Kurhaus“ errichtet. Bald darauf folgten der Casinobau mit Speisesaal, Gesellschaftsräumen, Küche und Magazin.
In dieser Verfassung wurde die Anstalt 1892 von Dr. Wolff, zunächst als Pächter, später als Besitzer übernommen und mit öfter wechselnden Mitbesitzern schließlich als Betrieb einer Aktiengesellschaft geführt.

Im Sog der Aufwärtsentwicklung der Heilstätte wurde das Waldgut „Zöbisch“ um die Jahrhundertwende zu einer Gaststätte umgebaut und gegenüber ein Logierhaus mit ca. 20 Betten für Besucher errichtet.

Im Wald gegenüber der Gaststätte auf der „Goldenen Höhe“ befindet sich der „Carlsturm“. Dieser wurde 1880 von Dr. Carl Driver gestiftet. Der Turm ist 22 Meter hoch, und die Plattform liegt 754 Meter über NN.

Im Laufe seines Bestehens war der „Carlsturm“ mehrfach wegen Baufälligkeit gesperrt, konnte aber immer nach erfolgter Reparatur wieder bestiegen werden. Dies ist auch heute möglich. Den Schlüssel dazu erhält man im Waldpark Grünheide. (2001)

1915 erfolgte der Ankauf des Waldgasthofes „Waldschuster“ (heute „Waldhof“ und „Buchenhaus“).

                                 

                                                            Hotel "Waldschuster" um 1909

Am 01. Oktober 1918 übernahm der „Sächsische Heilstättenverein“ die gesamte Anlage mit ca. 38 ha Besitz. Aus denbeiden Häusern „Waldschuster“ und „Buchenhaus“ entsteht „Waldhof“, eine Zweigabteilung für weibliche Kranke.

1927/28 erfolgte der Anbau an das Kurhaus mit modernen Untersuchungs- und Behandlungsräumen, 20 Zimmer für Selbstzahler mit Liegeveranden und 2 große Liegehallen am Haus.

Bad Reiboldsgrün hatte neben den Kureinrichtungen und dem Kurpark ein eigenes Postamt, Friseur und Verkaufsstände für jeden Bedarf sowie eine Buchhandlung. In der eigenen Kapelle, 1929 eingeweiht, fanden evangelische und auf Wunsch katholische Gottesdienste statt.

Der 2. Weltkrieg ließ diese Entwicklung zum Stillstand kommen.

1946 entstanden unter Leitung der Landesverwaltung Sachsen aus den Abteilungen Reiboldsgrün, Albertsberg und Carolagrün die „Vereinigten Lungenheilstätten Bad Reiboldsgrün“.

Nach dem 2. Weltkrieg stieg zunächst die Zahl der Tbc-Erkrankten an. Patienten waren meist mehrere Monate hier. Selbst Kurdauern von 1 Jahr waren keine Seltenheit.

Anfang der 60er Jahre zeigten die besseren Lebensbedingungen und die gezielten Behandlungsmaßnahmen Erfolg gegen die Nachkriegs Tbc-Welle. Die Erkrankungszahlen gingen zurück, und mehr und mehr Betten waren nicht belegt.
Andererseits herrschte in der Psychiatrie, besonders in der Kinderpsychiatrie Bettennot. So wurde im Sommer 1965 durch den Bezirk der damaligen Abteilung Gesundheits- und Sozialwesen bei Rat des Bezirkes Karl-Marx-Stadt den Mitarbeitern die Umprofilierung zu einem Krankenhaus für Kinder- und Jugendpsychiatrie bekanntgegeben.

Am 01. April 1966 wurde die Kinderpsychiatrische Abteilung in Rodewisch aufgelöst und das „Fachkrankenhaus für Kinder- und Jugendpsychiatrie Bad Reiboldsgrün“ mit den Abteilungen Reiboldsgrün, Albertsberg, Carolagrün und Neumark gegründet.

Schnell stiegen die Belegungszahlen, wobei der quantitative Aspekt eindeutig Vorrang vor dem qualitativen hatte. Die Bettenzahl stieg von 260 Betten im Jahr 1966 auf 590 Betten im Jahr 1973.

Durch die Verschiebung von sozialen zu mehr medizinischen Begründungen für Aufnahmeanträge und durch die räumliche Auflockerung der Stationen gab es Mitte der 80er Jahre 370 Betten, 1991 waren es noch 339.

Nach der Wende 1989 gab es umfassende neue und tiefgreifende Orientierungen und Bewertungen von Inhalt und Organisation der Kinder- und Jugendpsychiatrie.

Das Sächsische Staatsministerium für Soziales, Gesundheit und Familie übernahm 1991 die Trägerschaft für das Krankenhaus.

Um für die Patienten bessere Bedingungen zu schaffen, errichtete man 1997 ein Container-Gebäude in Bad Reiboldsgrün, direkt gegenüber dem Kurhaus. Im Gegenzug wurde im gleichen Jahr die Station Albertsberg geschlossen.

Am 31. Dezember 1997 wurde das eigenständige Fachkrankenhaus Bad Reiboldsgrün die Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie und
-psychotherapie des Sächsischen Krankenhauses für Psychiatrie und Neurologie Rodewisch.
Gegenwärtig (2001) gibt es in Bad Reiboldsgrün 55 Planbetten und zusätzlich 10 Plätze auf einer geschlossenen Station. In den letzten Jahren ist die Zahl der betreuten Patienten kontinuierlich angestiegen, gleichzeitig verringerte sich die durchschnittliche Verweildauer.

           Aus der Festschrift „450 Jahre Schnarrtanne 590 Jahre Vogelsgrün 75 Jahre Paul-Gerhardt Kirche“ 2001

 

Ansichtskarte vom Quellhauses des "Christianen-Eberhardinen-Brunnen" aus der Sammlung von André Baldauf.

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